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Wie man eine Wiese von Preetz nach Groß Vollstedt bringt

08.08.2023 Erstellt von Maren Clausen

Im September 2022 hat das Projekt Blütenbunt-Insektenreich erstmals eine Druschgutübertragung gefördert. Die Samen aus der Postseefeldmark bei Preetz sollen die Arten- und Blütenvielfalt auf einer privaten Wiese in Groß Vollstedt erhöhen, damit Schmetterlinge, Wildbienen und andere blütenbesuchende Insekten dort passende Nahrung finden. Nun hat eine erste, vielversprechende Erfolgskontrolle stattgefunden.

Arten wie der Rote Zahntrost, der Gestreifte Klee oder die Heidenelke sind auf Schleswig-Holsteins Wiesen mitunter echte Raritäten. Doch in der Postseefeldmark bei Preetz gibt es sie noch. Bald sollen sie auch auf der Wiese von Timo Gorlicki aus Groß Vollstedt blühen und den hier heimischen Insekten Pollen und Nektar bieten. Doch wie gelingt es, das gesamte Arteninventar der Preetzer Fläche in das rund 25 km Luftlinie entfernte Groß Vollstedt zu transportieren?

Die Antwort liefert das Projekt Blütenbunt-Insektenreich. Im Rahmen des Projekts, an dem auch die Stiftung Naturschutz und die Universität Kiel beteiligt sind, entwickelt der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. gemeinsam mit den Lokalen Aktionen und den Flächeneigentümer*innen Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt in Offenlandlebensräumen. In den meisten Fällen wird dies durch eine Ansaat mit zertifiziertem Regio-Saatgut erreicht. Doch die Bedingungen auf der Fläche von Timo Gorlicki sind so optimal, dass hier für die Aufwertung der Wiese eine besondere Methode angewendet wurde: Die Übertragung von Druschgut von einer artenreichen Spenderfläche.

In mehreren Durchgängen wurde dazu die Spenderfläche südwestlich von Preetz gemäht und die Samen aus den Gräser- und Blütenpflanzen heraus gedroschen. Anschließend wurde das Druschgut getrocknet, gereinigt und in Säcke abgefüllt, bevor es dann auf die Empfängerfläche aufgebracht werden konnte.

Insgesamt 80 verschiedene Arten wurden auf diese Weise im letzten Herbst angesät, darunter auch echte Seltenheiten wie der Rote Zahntrost oder der Gewöhnliche Arznei-Thymian, die beide bereits auf der Roten Liste stehen. Der trockene, sandige und nährstoffarme Boden auf Gorlickis Grundstück bietet optimale Bedingungen, damit sich die angesäten Arten auch langfristig etablieren. Sie haben hier einen Konkurrenzvorteil gegenüber wüchsigen Grasarten, die mit den Standortbedingungen nicht so gut zurechtkommen.

Ein knappes Jahr später zeigt sich: Es sind genau diese spezialisierten Pflanzenarten, die dem extrem trockenen Frühjahr getrotzt haben. Zwar lässt das Blütenmeer noch auf sich warten, doch klein und unscheinbar kämpfen sich Heidenelke, Roter Zahntrost, Johanniskraut und sogar Thymian in die Höhe. Für die Mitarbeiterinnen des DVL ein echter Erfolg und eine Bestätigung, dass die Artenanreicherung durch Druschgutübertragung erfolgreich war. Bis es auf der Fläche richtig blüht wird es nach dem trockenen Frühjahr aber noch einige Zeit dauern – hier ist also Geduld gefragt.

Doch auch schon jetzt ist die Fläche außerordentlich wertvoll für Insekten. Berg-Sandglöckchen, Acker-Witwenblume und Schafgarbe spenden Nektar und Pollen für Wildbienen und Schmetterlinge. Im lockeren, sandigen Boden finden sich erste Nester von bodennistenden Wildbienen und zwischen den Gräsern fühlen sich bereits zahlreiche Heuschrecken heimisch.


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