Naturschutzberatung-SH

Maßnahmensteckbriefe

für Ackerland

Winterliche Stoppelbrache

Getreidestoppeln, die nach der Kornernte unbearbeitet über Winter bis zum nächsten Frühjahr stehen gelassen werden, waren in früheren Zeiten in größerem Umfang in der Landwirtschaft vertreten. Mit dem Wechsel von Frühjahrs- zu Herbstansaaten sind Stoppelbrachen heute jedoch weitgehend aus der Landschaft verschwunden. Hierdurch sind Rückzugsräume für Wildtiere verloren gegangen, für die winterliche Stoppeläcker durch Ausfallgetreide, Bruchkörner und Ackerwildkräuter zudem wichtige Nahrungsquellen darstellen.

Ankauf und langfristige Pacht

Natürliche und naturnahe Lebensräume, wie beispielsweise Moore, benötigen oft sehr lange Zeiträume für ihre Entwicklung und lassen sich häufig nur durch besondere Maßnahmen schützen bzw. wiederherstellen (z. B. hohe Wasserstände, Nutzungsaufgabe). Um die erforderlichen langfristigen Entwicklungen zu ermöglichen, ist es zweckmäßig, geeignete Flächen dauerhaft für den Naturschutz zu sichern.

Eigentumsflächen, die für einen Verkauf oder eine langfristige Verpachtung für derartige Naturschutzzwecke in Frage kommen, sind i. d. R. dadurch gekennzeichnet, dass sie nur sehr begrenzt oder gar nicht (mehr) für sonstige Nutzungen in Frage kommen. Auf landwirtschaftlichen Betrieben handelt es sich hierbei vielfach um Flächen, die unter den heutigen Bedingungen schwierig oder gar nicht mehr zu bewirtschaften sind (geringes Ertragspotenzial, ungünstige Standortverhältnisse, Lage etc.). Außer (ehemaligen) Landwirtschaftsflächen kommen auch Moor- und Waldflächen sowie z. B. ehemalige Fischteiche für langfristige Sicherungen zu Naturschutzzwecken in Frage. Neben rein ökonomischen Erwägungen wird die Entscheidung für einen Verkauf oder eine Verpachtung von Eigentumsflächen vielfach auch durch persönliche Aspekte beeinflusst, wie z. B. ein besonderes Naturschutzinteresse.

Getreide und andere Marktfrüchte nicht ernten

Getreide, das auf kleinen Teilflächen oder in Streifen nicht geerntet wird, bietet Wildtieren im Herbst und Winter zusätzliche Nahrung. Insbesondere in ansonsten eher strukturarmen Landschaften stellen die Ernteverzicht-Flächen für Wildtiere wichtige Rückzugsräume dar, durch die sich Lebensräume vernetzen lassen. Neben Getreide eignen sich auch ausgewählte andere Körnerfrüchte für den Ernteverzicht.

Gezielte Begrünung und Selbstbegrünung

Durch die Ansaat vielfältiger Blühmischungen kann das Nahrungsangebot auf Ackerfl ächen für viele Blüten besuchende Insekten bereichert werden. Ein- und v. a. mehrjährige Blüh- und Brachfl ächen bieten außer-dem Wildtieren, wie z. B. Feldhasen und Rebhühnern, Rückzugsraum. Durch eine gezielte Lage der Flächen lassen sich darüber hinaus Lebensräume vernetzen. Insbesondere auf besonders sandigen, sehr leichten Böden können auch ohne Ansaat durch Selbstbegrünung wertvolle Lebensräume entwickelt werden. Blumenbunte Ackerfl ächen bereichern zudem das Landschaftsbild und tragen zu einem positiven Image der Landwirtschaft bei.

Kleinteilige Ackerbewirtschaftung im Ökolandbau

Auf Ackerflächen, die nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden, lassen sich die Lebensraumbedingungen für Wildtiere noch weiter verbessern, wenn große Ackerschläge nicht einheitlich mit einer Kulturart bewirtschaftet werden, sondern auf der Fläche verschiedene Feldfrüchte nebeneinander angebaut werden. Eine kleinräumige Kulturartenvielfalt mit unterschiedlichen Wachstumsstadien sorgt dafür, dass Tiere zu jeder Zeit geeignete und erreichbare Aufenthaltsorte vorfinden (z. B. niedrige Vegetation). Darüber hinaus ermöglicht die „Kleinteiligkeit“ Ausweichmöglichkeiten, wenn landwirtschaftliche Bearbeitungen durchgeführt werden. Kleinteilige Ackerflächen lassen sich noch weiter für Wildarten aufwerten, wenn als Feldfrüchte Leguminosen und zusätzlich Blühflächen oder Brachen integriert werden.

Anlage und Aufwertung von Kleingewässern

Kleine, auch periodisch austrocknende Gewässer sind für Amphibien, Libellen und eine Vielzahl weiterer Tiergruppen bedeutende und essentielle Lebensräume. Schleswig-Holstein ist historisch bedingt reich an Gewässern, die zu einem Großteil während der letzten Eiszeit (z. B. „Toteislöcher“) sowie in jüngerer Zeit auch durch den Menschen geschaffen wurden (z. B. Viehtränken, Mergelgruben).

Im Zuge des allgemeinen Landnutzungswandels mit u. a. Flurbereinigungen und Entwässerungsmaßnahmen ist die Anzahl an Kleingewässern in Schleswig-Holstein jedoch vielerorts drastisch zurückgegangen. Viele Gewässer, die ehemals wertvolle Lebensräume darstellten, sind zudem zugewachsen und/oder verlandet und damit nicht mehr für die Artengemeinschaften offener Wasserflächen nutzbar. Die Anlage und Aufwertung von Kleingewässern ist daher eine wichtige Naturschutzmaßnahme, von der zahlreiche Tiere und auch Pflanzen profitieren. Kleingewässer können auf landwirtschaftlichen Betrieben in vielfältiger Weise neu geschaffen werden. Durch eine angepasste Nutzung der angrenzenden Flächen lassen sich die Gewässer zudem dauerhaft als Lebensraum erhalten.

Anlage und Aufwertung von Knicks und Gehölzen

Hecken, Feldgehölze, Baumreihen und Einzelbäume stellen im waldarmen Schleswig-Holstein wichtige Landschaftselemente dar. Sie bieten einer Vielzahl von Tiergruppen Schutz vor Feinden und Witterung und sind zugleich wertvolle Lebensräume, die Tieren Nahrung, Nistmöglichkeiten und Überwinterungsquartieren liefern. Insbesondere Knicks, die für Schleswig-Holstein charakteristischen Wallhecken, prägen zudem das Bild unserer historisch gewachsenen Kulturlandschaft. Da viele dieser wertvollen Strukturen im Rahmen von Flurbereinigungen, Bauvorhaben o. ä. verschwunden sind, stellen die Neuanlage und Aufwertung von Knicks sowie auch von Gehölzen wichtige Naturschutzmaßnahmen dar. Landwirtschaftliche Betriebe haben über Generationen hinweg zum Erhalt unserer Knicklandschaft beigetragen und können auf ihren Flächen durch Neuanlagen und Aufwertungen in besonderer Weise zum Knickschutz beitragen.

Schutz bestehender Einzelbäume und Baumgruppen

Je älter Bäume sind, umso häufiger weisen sie Totholz, Wunden sowie Höhlungen und damit Lebensraum für zahlreiche Tiere und auch Pflanzen auf. Von der Wurzel bis in die Krone bieten alte Bäume unzählige z. T. sehr unterschiedliche Klein- und Kleinstlebensräume. Allein wegen ihrer z. T. Jahrhunderte langen Lebensraumkontinuität sind sie wichtige Bestandteile unseres heimischen Biotopgefüges. Auch nach dem Absterben können Bäume noch sehr lange von zahlreichen holzzersetzenden Organismen genutzt werden. Charakteristische Altbäume, wie beispielsweise alleinstehende dicke Eichen, tragen zudem positiv zum Landschaftsbild bei. Der Schutz und Erhalt von Altbäumen ist deshalb eine wichtige Naturschutzmaßnahme, für die sowohl Einzelbäume als auch Baumgruppen in Frage kommen. Geeignete Bäume können auf landwirtschaftlichen Betrieben sowohl innerhalb von Acker- und Grünlandflächen als auch als Bestandteil von Feldgehölzen oder Bauernwäldern vorhanden sein.

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